Die Älteren werden sich an Levty aus der Sesamstraße sicher noch gut erinnern, der später auch unter dem Decknamen Schlemihl aus seinem langen Trenchcoat heraus seine Buchstaben versuchte, zu verkaufen. Bei der derzeitigen Inzidenzverordnung sind für den Kontaktsport Handball – und nicht nur hier – jedes „G“, nämlich jeder Genesene und noch besser, jeder Geimpfte mindestens so viel Wert, wie einst bei Levty in der Sesame Street. Es ist wichtig für die Gesellschaft allgemein, für jeden Einzelnen persönlich und vermutlich für den Handball sogar essenziell. Ob man das jetzt einen gewissen sozialen Druck nennt oder direkten sportlichen Impfzwang nennen mag, ist mir relativ egal. Fakt ist: 2G hilft ungemein, denn die 12 Spielkarten für Getestete werden in den Sporthallen schnell ausverkauft sein. Wer also in der nächsten Saison den geilsten Mannschaftssport der Welt erleben bzw. ausüben möchte, für den darf es keine Alternative und kein Zögern geben:
Und schon wieder die leidige Diskussion. Nur noch wenige Tage, dann dürfte Bonn wieder auf die Inzidenzstufe „2“ rutschen. Das bedeutet für den Kontaktsport Handball, dass maximal 12 getestete Personen (unabhängig vom Alter) miteinander trainieren oder spielen können. Bleibt diese Verordnung so bestehen, ist der anvisierte Saisonstart mehr als unrealistisch, unterhalb der D-Jugend sogar unmöglich. Natürlich könnte eine hohe Impfquote (Geimpfte und Genesene können ohne Einschränkung mitwirken), auch für den Handballsport ein Ausweg aus dem Dilemma sein, aber für den Augenblick scheint selbst diese Fluchttür sehr unrealistisch zu sein. Und wer prüft die „inzidenzielle Spielberechtigung“? Die Schiedsrichter? Wohl kaum. Der Heimverein? Besser nicht drüber nachdenken. Natürlich kann man darauf hoffen, dass die Infektionszahlen in Richtung Monatsende (=Saisonstart) wieder auf Stufe „1“ sinken, aber wer bitteschön glaubt denn an den Weihnachtsmann? Sicher einige Kids bei den Minis, die zusammen mit F und E aller Voraussicht nach wieder in die sportliche Röhre schauen werden und quasi in der 3. Saison nacheinander dem Handball komplett entzogen werden. Sicher nicht gut für den Handball – gar nicht gut.
Eine so noch nie erlebte Handballpause. Ätzend! Der Hunger nach lokaler sportlicher Aktion ist riesengroß. Sehnsucht! Bald soll es wieder losgehen in den Hallen am Mittelrhein und darüber hinaus. Endlich!
Es gibt viel zu besprechen. Wie hat Handball-Beuel die Auszeit verkraftet? Wie ist es derzeit um die Bonner JSG und die TSV bestellt? Worauf dürfen sich die Fans der Blaugelben freuen?
Wir wollen Antworten liefern und fragen nach – bei den Machern der Bonner JSG und der TSV Bonn rechtsrheinisch …
Name: Florian Benninghoff-Lühl Alter: 29 Position in der Handballabteilung (seit wann und warum): Jungenwart der TSV Bonn rrh. & Bonner JSG (Spielgemeinschaft aus HSG G-O, GTV, PHV und TSV) seit 2 Jahren mit dem Ziel endlich eine Konstanz in die Qualität und Quantität im Bonner Jungen-Handball zu bringen und vielleicht noch mit dem ein oder anderen Jugendspieler gemeinsam in den Senioren auf dem Feld zu stehen.
1.) Gab es im letzten halben Jahr irgendwelche Aktivitäten oder Besonderes in Deinem Verantwortungsbereich? Da gab es in der Tat ein paar Dinge! Insbesondere die Bonner JSG hat die Zeit in der langen Spielpause genutzt um die Ausrichtung für die kommende Saison (und darüber hinaus) ganzheitlich vorzubereiten. Wir haben uns dazu entschieden die Bonner JSG auf die C-Jugend zu erweitern. Am Ende kamen die Deadlines zur Meldung dann doch wieder überraschend schnell und es wurde ein Drahtseilakt noch alle Papiere rechtzeitig einzureichen, aber dennoch gehen wir nun in der kommenden Saison mit 6 Teams über Kreisebene an den Start. Gleichzeitig werden wir auf lokaler Ebene flächendeckend im Bonner Raum vertreten sein. Somit sind wir auf einem guten Weg die Ziele der Bonner JSG zu erreichen. Wir sind in der Spitze vertreten und bieten gleichzeitig allen Sportlern ein Angebot auch lokal mit viel Spaß und Elan dem schönsten Hobby der Welt weiter nachzugehen. Keine Selbstverständlichkeit in der aktuellen Zeit! In meiner Verantwortung lag hier speziell auch die Kaderplanung für die kommende Spielzeit. Keineswegs einfach, da nach der langen Pause zunächst eine Bestandsaufnahme nötig war. Auch die Umstellung auf Sportmember (durch Rudi Aubermann, Peter Bitzer und Bernd Binnenbruck sowie die Vorbereitung durch Eric Bitzer) kam hier gerade zur rechten Zeit. Unter dem Strich glaube ich, dass wir trotz der schwierigen Umstände gut auf die kommende Spielzeit vorbereitet sind!
2.) Wie ist der Stand der Dinge in Deinem Verantwortungsbereich? Wagst Du eine Prognose in die Zukunft? Ein wenig hat es die vorherige Antwort schon angedeutet. Wir sehen uns keineswegs am Ende unserer Entwicklung der Bonner JSG. Unter den aktuellen Begebenheiten und Einschränkungen der letzten Monate würde ich uns auf einem Guten Weg sehen. Wir kennen die Kader, die uns zur Verfügung stehen. Alle Jungs haben ein Trainings- und zum Teil auch schon Spiel-Angebot bekommen. Die Weichen für eine erfolgreiche Saison sind gestellt. Konkreten Handlungsbedarf sehe ich zurzeit eigentlich nur bei der Ausrüstung (Trikots, Trainingsanzüge etc.). Aber da ist Alex Schöneseifen bereits in enger Abstimmung mit Eric Bitzer dran! Des Weiteren müssen noch alle Pässe der C- und teilweise B-Jugendlichen umgeschrieben werden. Auch dafür haben wir mit Anja Bitzer genau die richtige mit an Bord! Damit bleibt eigentlich nur noch ein Ausblick in die etwas fernere Zukunft. Da erhoffe ich mir einfach zwei Dinge: 1. Es wäre klasse, wenn wir nach dieser Spielzeit in einen geregelten Quali-Ablauf und eine geordnete „normale“ Saison gehen könnten. Um dies bereits jetzt vorzubereiten werden wir schon nach den Sommerferien anfangen auch die D-Jugendlichen im Bonner Raum in die Arbeit der JSG einzubeziehen, um die Vereinsgrenzen noch mehr aufzuweichen und den Übergang in die JSG noch reibungsloser zu gewährleisten. So erhoffe ich mir, dass wir konstant mit 2 Teams auf HVM/NRL Ebene sowie mind. 4 lokalen C-Jugend Teams (eine pro Stammverein: HSG G-O, PHV, GTV und TSV) an den Start gehen. 2. Diese Basis soll dann auch endlich in der A-Jugend und den lokalen Senioren Teams ankommen. Ich erwarte nicht, dass wir mit 6 A-Jugendmannschaften an den Start gehen. Dennoch ist das Ziel auch in der A-Jugend von NRL bis KL alles anzubieten. Und wenn es nach JSG Vorstand Ludger Santen ginge: wer weiß, vielleicht spielt die Bonner JSG ja irgendwann auch mal Jugend Bundesliga…?!
3.) Worauf dürfen sich die TSV-Fans in der nächsten Saison freuen und worauf freust Du Dich persönlich? Das ist recht einfach: Auf der einen Seite richtig guten und mitreißenden Handball. Auf der anderen Seite blutige Anfänger, die sich mit hoffentlich viel Freude für den Handball begeistern und alle Teil der Bonner Handball-Familie werden. In jeder Halle in Bonn wird es an den Wochenenden Spiele einer Mannschaft der Bonner JSG geben. Zum Teil auf lokaler Ebene halt auch die Derbies, wo sich Spieler und Trainer aus gemeinsamen Einheiten oder Testspielen bereits bestens kennen. Dennoch wird es an Ehrgeiz und Konkurrenz nicht fehlen… Ich persönlich freue mich einfach sehr darüber alle Jungs mal wieder spielen zu sehen. Das habe ich schon bei den ersten Testspielen gemerkt. Es ist einfach eine Freude die Entwicklung der Spieler zu beobachten. Und natürlich bin ich eben nicht nur Jungenwart der JSG, sondern eben auch der TSV Bonn. Daher freue ich mich persönlich auch sehr darauf als Spieler und Co-Trainer der 1. Herrenmannschaft früher oder später ein paar Jugendspieler in den Senioren zu empfangen!
Wichtige Wochen der Weichenstellung für die Macher der JSG Bonn …
Gerade noch rechtzeitig vor den Sommerferien konnte man den Eltern der JSG-Neueinsteiger bei einer sehr gut besuchten Videokonferenz die Idee der Jugendspielgemeinschaft vorgestellt werden. Dabei wurde nochmals deutlich unterstrichen, dass bei der großen Bonner Handballkooperation einerseits der Spaß am Sport im Vordergrund steht, aber andererseits vor diesem Hintergrund trotzdem auch Teams für jeden Anspruch gebildet werden. Wer in der Region anspruchsvollen Handball auf vernünftigem Niveau spielen möchte, muss dafür eben nicht unbedingt raus aus Bonn. Dafür bietet die JSG die entsprechenden Rahmenbedingungen. Folgerichtig müssen dann aber zur gegebenen Zeit auch klare personelle Entscheidungen getroffen werden. Dieser Zeitpunkt war nach einigen Wochen des Castings jetzt gekommen. Auch das Trainerteam hatte nochmals die Gelegenheit, sich den Eltern vorzustellen. Moderator Florian Benninghoff-Lühl gab anschließend allen JSG-Spielern das Gefühl, in ihren zugewiesenen Mannschaften eine wichtige Rolle einnehmen zu können und die Türen nach allen Seiten offen bleiben.
Die JSG scheint ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Die Verbände auch? Denn zu Beginn der Sommerferien ist sowohl der Saisonstart in allen Jugendklassen noch unbekannt, wie auch der Modus bzw. auch die Klasseneinteilungen. Worüber wird jetzt noch diskutiert und war dafür nicht im Lockdown genügend Zeit? Gerüchtweise wird sogar über einen Saisonstart erst nach den Herbstferien getuschelt. Ein Horrorszenario? In jedem Fall wird man das Gefühl nicht los, dass man (ähnlich wie im letzten Jahr) wertvolle Zeit, wo man einigermaßen sorgenfrei Hallensport ausüben kann, wieder schlicht verplempert wird. Es kann doch ernsthaft keinen ambitionierten Verein geben, der jetzt in den Sommerferien wieder eine komplette Trainingspause einlegt? Warum also nicht zeitig nach dem Ferienende (zwei Wochen?) mit dem Spielbetrieb starten. Das war übrigens auch in früheren Zeiten oft so und von einer Verletztenserie ist nichts bekannt geworden. Verdammt, es wurde doch jetzt lange genug nicht Handball gespielt! Legt endlich los! Mit dem Zaudern und insbesondere auch mit der leider typischen Nichtkommunikation, bremsen die Verbände auch ein Stück weit die sportliche Euphorie über die wieder gewonnen Freiheiten aus. Schade! Die Bonner JSG wartet jedenfalls (un)geduldig auf die wichtigen Entscheidungen der Verbände
JSG-Chef Ludger Santen hat klare Ziele für die Bonner Handballjugend
Während es in allen Bonner Handball Vereinen große Bemühungen gibt, den jungen Nachwuchs unter 15 Jahren zumindest punktuell, in Kleingruppen und unter Einhaltung aller aktuellen Auflagen bei Laune zu halten, sind die älteren Teenager fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Seit November heißt es hier knallhart: „Out of Order!“ Damit fehlt auch den zahlreichen JSG-Teams rund anderthalb Jahre regelmäßiger Spielbetrieb. Dabei waren die Bonner Burschen doch so hoffnungsfroh, ambitioniert und gut sortiert in die Spielzeiten 19/20 und 20/21 gegangen, die sie dann aber doch fast tatenlos an sich vorbei ziehen lassen mussten. Wer sich im Mikrokosmos der Handballer auskennt, wird nur zu gut wissen, dass sich da ein eigenes kleines sportliches Drama in der Pandemie abgespielt hat. Natürlich wohlwissend, dass es sich beim Handball „nur“ um eine zweitrangige Freizeitbeschäftigung und „lediglich“ um das Hobby junger Menschen geht – aber, immerhin.
Pessimisten könnten jetzt vermuten, die Pandemie hätte auch dem zarten JSG-Pflänzchen den Garaus gemacht und alle Jungs wieder in den Schoß ihrer Stammvereine getrieben. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Expandieren statt Rezession! Im Hintergrund haben die emsigen Handball-Macher der JSG nämlich rechtzeitig und mit Weitsicht die organisatorischen Grundlagen für einen ambitionierten „Return to Play“ der Bonner in die Saison 2021/2022 gelegt. So dürfen die Handballburschen der Bundesstadt bei konstant sinkenden Fallzahlen und gleichzeitig steil ansteigender Impfkurve, tatsächlich bald auch endlich vom intensiven Abtauchen in den Trainingsalltag träumen und ab Spätsommer sicher auch wieder von einem ausgedehnten Vollbad mit Zockerei im Punktspielbetrieb. Mann, wäre das geil! Höchste Zeit also, um mal beim JSG-Vorsitzenden Ludger Santen nachzufragen, wie es denn so aussieht rund um den männlichen Handballnachwuchs in Bonn.
Hallo Ludger, was macht überhaupt die JSG?
Ludger:
Wenig, viel zu wenig. Schon bitter, dass wir die letzte Saison nicht genießen konnten. Das wäre sehr guter Handball gewesen.
Und aktuell?
Ludger:
Jetzt planen wir wieder die Rückkehr, diesmal mit noch mehr Regional- und Oberligahandball. In der A- und B-Jugend wollen wir uns wieder für die Regional- und Oberligen qualifizieren und Gleiches gilt auch für die C-Jugend, die zum ersten Mal in die JSG einbezogen wurde.
Jetzt tatsächlich auch die Jungs der C-Jugend?
Ludger:
Stimmt, das ist neu und durchaus ein zweischneidiges Schwert. Persönlich sehe ich die frühe Konzentration der Leistungsträger in der C-Jugend sehr kritisch und stehe damit nicht alleine.
In unserem Fall ist es aber so, dass wir keine funktionierenden Teams auseinanderreißen, sondern zwei Kader aus zwei Teams bilden, die ohnehin schon intensiv zusammenarbeiten. Das war für uns der Anlass, die Vorteile und die Flexibilität der JSG zu nutzen.
Wir haben gesehen, dass wir genügend Spieler haben, die in der Regionalliga und Oberliga gut aufgehoben sind. Außerdem haben viele Spieler den Wunsch in der höchsten Liga zu spielen, deshalb war es vernünftig diesen Schritt zu gehen.
Ist das auch das Konzept für die Zukunft?
Ludger:
Vielleicht. Wir planen da von Saison zu Saison. Unser vorrangiges Ziel ist es, durch gemeinsame Aktivitäten, wie Spielfeste, Fördertraining oder kleine Turniere, die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen zu fördern. Wir wollen damit die sehr erfreuliche Entwicklung des Bonner Jungenhandballs von den Minis bis zur C-Jugend verstetigen. Wenn wir das schaffen, könnten wir im besten Fall sogar mit mehr als zwei Mannschaften aus Bonn auf HVM-Ebene antreten. Das wären dann automatisch wieder Vereinsteams.
Hört sich so an, als wäre die JSG voll auf Kurs?
Ludger:
Wir sind optimistisch, aber natürlich ist die Corona-Zeit nicht spurlos an uns vorüber gegangen. Es gibt schon einige Baustellen. Einige Trainer stehen aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Aber damit müssen wir leben und ich bin davon überzeugt, dass Flo und Alex die Lücken wieder schließen werden. Wichtig ist auch, dass unsere Special Forces wieder dabei sind: Detlev Evers wird wieder einige Torwartgruppen trainieren und Bianca Kowolik steht uns als Sportphysiotherapeutin wieder zur Verfügung.
Wie geht es denn jetzt wieder los?
Ludger:
Die Impfungen zeigen inzwischen erste Wirkung auf die Infektionsraten, so dass wir vielleicht schon im Mai Inzidenzzahlen von weniger als 100 erreichen. Das würde uns die Möglichkeit geben, wie im vergangenen Jahr mit dem Outdoor-Training zu beginnen.
Wir wissen auch, dass uns die Stadt Bonn darin unterstützen wird, schon bald wieder in die Hallen zurückzukehren. Es wäre für uns sogar möglich gewesen, dass wir uns für die Qualifikation der deutschen Meisterschaft in der B-Jugend vorbereiten. Leider musste dieses Turnier vom Verband aber kurzfristig wieder abgesagt werden, weil sich die Coronalage weiter verschärft hatte. Für uns war es aber gut zu wissen, dass wir auf die Unterstützung der Stadt zählen können.
Ein Blick auf die kommende Saison?
Ludger:
Sportlich sind wir aus meiner Sicht gut aufgestellt. Wir hoffen, dass die Spieler nach rund anderthalb Jahren Pause wieder richtig Lust auf Handball haben. Wenn wirklich (fast) alle wieder kommen, werden wir von der A- bis zu C-Jugend viele funktionierende Teams haben.
Von unseren Leistungsteams erwarten wir sogar ein bisschen mehr. Sie sollten in den Regional- und Oberligen durchweg eine gute Rolle spielen.
Ludger, vielen Dank für das kurze Gespräch als Appetizer, bei dem den Handball-Feinschmeckern der Region garantiert das Wasser im Mund zusammen gelaufen sein dürfte. Wir hoffen auf bald mögliche Verkostung!