JSG-Chef Ludger Santen hat klare Ziele für die Bonner Handballjugend
Während es in allen Bonner Handball Vereinen große Bemühungen gibt, den jungen Nachwuchs unter 15 Jahren zumindest punktuell, in Kleingruppen und unter Einhaltung aller aktuellen Auflagen bei Laune zu halten, sind die älteren Teenager fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Seit November heißt es hier knallhart: „Out of Order!“ Damit fehlt auch den zahlreichen JSG-Teams rund anderthalb Jahre regelmäßiger Spielbetrieb. Dabei waren die Bonner Burschen doch so hoffnungsfroh, ambitioniert und gut sortiert in die Spielzeiten 19/20 und 20/21 gegangen, die sie dann aber doch fast tatenlos an sich vorbei ziehen lassen mussten. Wer sich im Mikrokosmos der Handballer auskennt, wird nur zu gut wissen, dass sich da ein eigenes kleines sportliches Drama in der Pandemie abgespielt hat. Natürlich wohlwissend, dass es sich beim Handball „nur“ um eine zweitrangige Freizeitbeschäftigung und „lediglich“ um das Hobby junger Menschen geht – aber, immerhin.
Pessimisten könnten jetzt vermuten, die Pandemie hätte auch dem zarten JSG-Pflänzchen den Garaus gemacht und alle Jungs wieder in den Schoß ihrer Stammvereine getrieben. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Expandieren statt Rezession! Im Hintergrund haben die emsigen Handball-Macher der JSG nämlich rechtzeitig und mit Weitsicht die organisatorischen Grundlagen für einen ambitionierten „Return to Play“ der Bonner in die Saison 2021/2022 gelegt. So dürfen die Handballburschen der Bundesstadt bei konstant sinkenden Fallzahlen und gleichzeitig steil ansteigender Impfkurve, tatsächlich bald auch endlich vom intensiven Abtauchen in den Trainingsalltag träumen und ab Spätsommer sicher auch wieder von einem ausgedehnten Vollbad mit Zockerei im Punktspielbetrieb. Mann, wäre das geil! Höchste Zeit also, um mal beim JSG-Vorsitzenden Ludger Santen nachzufragen, wie es denn so aussieht rund um den männlichen Handballnachwuchs in Bonn.
Hallo Ludger, was macht überhaupt die JSG?
Ludger:
Wenig, viel zu wenig. Schon bitter, dass wir die letzte Saison nicht genießen konnten. Das wäre sehr guter Handball gewesen.
Und aktuell?
Ludger:
Jetzt planen wir wieder die Rückkehr, diesmal mit noch mehr Regional- und Oberligahandball. In der A- und B-Jugend wollen wir uns wieder für die Regional- und Oberligen qualifizieren und Gleiches gilt auch für die C-Jugend, die zum ersten Mal in die JSG einbezogen wurde.
Jetzt tatsächlich auch die Jungs der C-Jugend?
Ludger:
Stimmt, das ist neu und durchaus ein zweischneidiges Schwert. Persönlich sehe ich die frühe Konzentration der Leistungsträger in der C-Jugend sehr kritisch und stehe damit nicht alleine.
In unserem Fall ist es aber so, dass wir keine funktionierenden Teams auseinanderreißen, sondern zwei Kader aus zwei Teams bilden, die ohnehin schon intensiv zusammenarbeiten. Das war für uns der Anlass, die Vorteile und die Flexibilität der JSG zu nutzen.
Wir haben gesehen, dass wir genügend Spieler haben, die in der Regionalliga und Oberliga gut aufgehoben sind. Außerdem haben viele Spieler den Wunsch in der höchsten Liga zu spielen, deshalb war es vernünftig diesen Schritt zu gehen.
Ist das auch das Konzept für die Zukunft?
Ludger:
Vielleicht. Wir planen da von Saison zu Saison. Unser vorrangiges Ziel ist es, durch gemeinsame Aktivitäten, wie Spielfeste, Fördertraining oder kleine Turniere, die Zusammenarbeit zwischen den Vereinen zu fördern. Wir wollen damit die sehr erfreuliche Entwicklung des Bonner Jungenhandballs von den Minis bis zur C-Jugend verstetigen. Wenn wir das schaffen, könnten wir im besten Fall sogar mit mehr als zwei Mannschaften aus Bonn auf HVM-Ebene antreten. Das wären dann automatisch wieder Vereinsteams.
Hört sich so an, als wäre die JSG voll auf Kurs?
Ludger:
Wir sind optimistisch, aber natürlich ist die Corona-Zeit nicht spurlos an uns vorüber gegangen. Es gibt schon einige Baustellen. Einige Trainer stehen aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Aber damit müssen wir leben und ich bin davon überzeugt, dass Flo und Alex die Lücken wieder schließen werden. Wichtig ist auch, dass unsere Special Forces wieder dabei sind: Detlev Evers wird wieder einige Torwartgruppen trainieren und Bianca Kowolik steht uns als Sportphysiotherapeutin wieder zur Verfügung.
Wie geht es denn jetzt wieder los?
Ludger:
Die Impfungen zeigen inzwischen erste Wirkung auf die Infektionsraten, so dass wir vielleicht schon im Mai Inzidenzzahlen von weniger als 100 erreichen. Das würde uns die Möglichkeit geben, wie im vergangenen Jahr mit dem Outdoor-Training zu beginnen.
Wir wissen auch, dass uns die Stadt Bonn darin unterstützen wird, schon bald wieder in die Hallen zurückzukehren. Es wäre für uns sogar möglich gewesen, dass wir uns für die Qualifikation der deutschen Meisterschaft in der B-Jugend vorbereiten. Leider musste dieses Turnier vom Verband aber kurzfristig wieder abgesagt werden, weil sich die Coronalage weiter verschärft hatte. Für uns war es aber gut zu wissen, dass wir auf die Unterstützung der Stadt zählen können.
Ein Blick auf die kommende Saison?
Ludger:
Sportlich sind wir aus meiner Sicht gut aufgestellt. Wir hoffen, dass die Spieler nach rund anderthalb Jahren Pause wieder richtig Lust auf Handball haben. Wenn wirklich (fast) alle wieder kommen, werden wir von der A- bis zu C-Jugend viele funktionierende Teams haben.
Von unseren Leistungsteams erwarten wir sogar ein bisschen mehr. Sie sollten in den Regional- und Oberligen durchweg eine gute Rolle spielen.
Ludger, vielen Dank für das kurze Gespräch als Appetizer, bei dem den Handball-Feinschmeckern der Region garantiert das Wasser im Mund zusammen gelaufen sein dürfte. Wir hoffen auf bald mögliche Verkostung!